
Bildung und Gesundheit
Der Südsudan – seit Juli 2011 der jüngste Staat der Welt – ist schon seit Jahrzehnten von Konflikten geprägt. Staatliche Strukturen sind vielerorts zusammengebrochen. Trotz eines Friedensabkommens im August 2015 brachen im Juli 2016 erneut Kämpfe aus. Eine Erneuerung des Friedensabkommens im Sommer 2018 hat zwar den über fünf Jahre dauernden Bürgerkrieg offiziell beendet. Die anhaltende Rivalität und die gewaltsamen Konflikte zwischen Regierung, bewaffneten Gruppen und verschiedenen ethnischen Gruppierungen ist aber noch nicht gänzlich überwunden. Die grosse Instabilität erschweren eine nachhaltige Entwicklung, die Mehrheit der Bevölkerung lebt in extremer Armut.
Aufgrund des Bürgerkrieges und der grossen Armut haben bisher nur wenige Kinder und Jugendliche eine Schule besucht oder gar abgeschlossen. Das Bildungssystem muss neu aufgebaut werden. Der grösste Teil der Bevölkerung hat keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Diese ist jedoch lebensnotwendig und muss dringend aufgebaut werden.
Erlebt: Tabitha, eine ganz spezielle Hürdenläuferin
Tabitha hat Ausserordentliches vollbracht. Ihre Laufbahn streben viele Mädchen an, nur wenige schaffen es. Sie ist Lehrerin. Klingt nicht aussergewöhnlich?
Im Südsudan schon. Tabitha hat dafür einige Hürden überwunden:
1. Hürde überwunden: Überlebt
Eins von zehn Kindern stirbt im Südsudan vor dem 5. Lebensjahr. Der Südsudan liegt beim Index der menschlichen Entwicklung auf dem letzten Rang (191). Zum Vergleich: die Schweiz liegt auf Platz 1 und hat eine Kindersterblichkeit von 0.4 % (4 von 1000).
2. Hürde überwunden: Ins Schulzimmer geschafft
Nur 3 von 10 Mädchen gehen überhaupt zur Schule. Die Schulzimmer sind überfüllt, vielen knurrt der Magen oder sie verarbeiten innerlich erlebte Gewalt.
3. Hürde überwunden: Selbstbestimmung durch Jobeinstieg
Jedes zweite Mädchen wird vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet, was oft das Ende ihrer beruflichen Laufbahn bedeutet. Frauen wie Tabitha, die eine Ausbildung abschliessen, einen Job finden und – auch nach der Geburt ihrer zwei Kinder – diesen ausüben, sind seltene Vorbilder.
Tabitha hat dank Ausdauer und Unterstützung von TearFund ihr Ziel erreicht und sie möchte noch weiter lernen: «Ich bin dankbar für die Weiterbildungen, die ACROSS uns bietet.»
Projektinhalt
Die Arbeit der TearFund-Partnerorganisation Across ist ein unverzichtbarer Beitrag für den Aufbau des jungen Staates. Across arbeitet mit den lokalen Behörden zusammen.
Ein Leitsatz von ACROSS lautet «Bildung für alle!». Das Projekt verfolgt das Ziel durch Gesundheit, Bildung und Friedensarbeit die Lebensumstände der Menschen in der Region zu verbessern und Strukturen für ein friedliches Zusammenleben aufzubauen. Um die Zielsetzung zu erreichen, beinhaltet das Projekt unter anderem die folgenden Komponenten und Massnahmen:
Bildungsförderung
- Zugang und Qualität des Grundbildungsangebotes in der Region werden gefördert, durch Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen sowie Schulungen für Schulleiter und Bildungspersonen (Behörden, Entscheidungsträger etc.). Eltern-Lehrpersonen-Vereinigungen werden gebildet und mobilisiert, damit sie verstärkt zur Schulentwicklung beitragen.
- Schulung von «Schulmüttern»: Diese Mentorinnen fungieren als Vertrauens- und Bezugspersonen für die Mädchen und haben eine Vorbildfunktion. Sie tragen wesentlich zur Qualität des Schulunterrichts bei, dies führt auch zu einer höheren Einschreiberate – insbesondere von Mädchen.
- Für ein friedliches Zusammenleben zwischen Familien-Clans und eine gewaltfreie Konfliktlösung zwischen Dorfgemeinschaften werden Entscheidungsträger institutionell gestärkt, damit sie Konflikte schlichten können.
- Kindern und Jugendliche werden als Multiplikatoren von Veränderung in die Friedensförderung einbezogen. Dazu werden Clan-übergreifenden Sportturniere durchgeführt und Friedens-Clubs gebildet.
- Die breitere Bevölkerung wird durch Radioprogramme der Partnerorganisation mit Friedensbotschaften erreicht. Mittels digitalen Audio-Playern werden die Botschaften auch an die jugendlichen Viehhüter in den Vieh-Camps weitergegeben.
Prävention und Gesundheitsförderung
- Verbesserung der medizinischen Grundversorgung von Mutter und Kind zum Beispiel durch vorgeburtliche Betreuungsdienste oder Impfungen.
- Besuche von abgelegenen Gebieten beispielsweise für Impfkampagnen oder das Verteilen von Moskitonetzen.
- Förderung von freiwilligen Promotorinnen und Promotoren, welche sich für Prävention und Gesundheitsförderung in den Dörfern und Schulen einsetzen. Sie unterstützen Familien dabei aus lokalen Materialien Latrinen zu bauen. So werden die Hygenebedingungen verbessert und Krankheitsrisiken minimiert.
- Förderung der Ernährungssicherheit durch nachhaltige Landwirtschaft. Bäuerinnen und Bauern erlernen zum Beispiel, wie sie trockenresistentere Pflanzen anbauen können (Hirse statt Mais) oder wie sie ihre Felder durch Mulchen vor der Trockenheit schützen.
Partnerorganisation
Die lokale TearFund Partnerorganisation ACROSS arbeitet bereits seit 1972 im Sudan bzw. seit 2011 im Südsudan. ACROSS ist eine wichtiger Akteur vor Ort und verfügt über grossen Rückhalt in der Bevölkerung, in den Kommunen sowie bei den lokalen Entscheidungsträgern und Regierungsvertretern.
ACROSS ist national sowie international gut vernetzt und setzt Projekte in der Humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit um, unter anderem in den Sektoren Bildung, Gesundheit, Landwirtschaft und kommunale Entwicklung. ACROSS hat für uns wichtige langjährige Kompetenz in der Friedensförderung sowie in der Schul- und Ausbildung von Lehrpersonen.
Projektgebiet
In der Rumbek Region, etwa 420 km nördlich von Juba, sind mangelnde Bildung und das schwache Gesundheitswesen weiterhin eine grosse Herausforderung. Nur jedes achte Schulkind besucht den Unterricht über die vierte Klasse hinaus. Mädchen erhalten oft kaum Bildung, da sie traditionell im Haushalt helfen müssen und früh verheiratet werden. Fast die Hälfte der Lehrpersonen hat keine Ausbildung. Dringende Anliegen der Bevölkerung sind die medizinische Versorgung, Bildung und Frieden.
Bitte helfen Sie den Menschen im Südsudan: Schon 40, 90 oder 150 Franken bewirken viel – herzlichen Dank!
Dieses Projekt fördert Frieden
