Man befindet sich auf der Projektseite: Bangladesch, starke Frauen, starke Familien. Foto: Thomas Stahl
Bangladesch

Starke Frauen. Starke Familien.

Mehr als 40 Prozent der Menschen in Bangladesch sind arm. Besonders betroffen ist die Bevölkerung in ländlichen Gebieten. Dort können die Frauen wegen patriarchaler Strukturen kaum zum Einkommen beitragen. Mädchen werden bei der Geburt nicht immer registriert und können oft die Schule nicht abschliessen oder überhaupt beginnen. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist verbreitet. Die Förderung von Frauen hat einen positiven Effekt auf die Familie und die gesamte Gesellschaft. Die Rolle der Frau und die Existenzgrundlage der Familien werden dadurch gestärkt.

 «Befähigte Frauen verändern die Gesellschaft. Deshalb ist Geld, das für die Bildung der Frauen in der Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt wird, bestens investiert.» Marianne Streiff, Alt-Nationalrätin, ehrenamtliche Präsidentin TearFund Schweiz.

Erlebt: Ja, ich will (nicht)!

Taslima ist erst 15 Jahre alt, als ihre Kindheit auf einen Schlag endet und sie von ihren Eltern verheiratet wird. «Die Ehe wurde arrangiert. Meine Eltern waren mit der Heirat einverstanden, obwohl ich nicht zugestimmt hatte. Ich fühlte mich damals schrecklich. Ich hatte Angst davor mit der mir fremden Familie zusammen leben zu müssen, weit weg von meiner Familie und meinen Freunden», erzählt sie. Taslima wuchs als jüngste Tochter von fünf Geschwistern auf. Auch um ihre Zukunft macht sie sich Sorgen: «Ich hatte Angst, keine Ausbildung mehr machen zu können.»

Das Unausweichliche geschieht, die Ehe wird geschlossen. Kurz nach der Heirat wird sie schwanger, doch dieses Kind verliert sie bei der Geburt. Sie hatte keine Vorsorgeuntersuche und auch keine Vorstellung von der Geburt oder Schutzvorkehrungen für Mutter und Kind. Taslima ist froh, als sie das Projekt unserer Partnerorganisation Sathi kennenlernt und Teil der Selbsthilfegruppe werden kann. «Ich habe durch die Projektaktivitäten viel gelernt, ganz praktische Dinge wie z.B. die Betreuung von Neugeborenen, Konfliktlösung und auch Wichtiges, wie welche Rechte Frauen und Kindern haben, und die negativen Auswirkungen von Frühehen. Jetzt weiss ich Bescheid über die Gesundheit von Müttern und Kindern und die Rechte der Frauen.» Taslimas zweites Kind kommt gesund zur Welt.

Heute setzt sich Taslima dafür ein, dass andere Mädchen nicht das gleiche Schicksal erleiden müssen: «Ich wünsche mir, dass es keine Kinderehen mehr gibt. Mein Rat an die Eltern ist es, den Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen, besonders den Mädchen. Denn Mädchen sind keine Last für die Familie, wenn sie sich frei in der Familie und der Gesellschaft entwickeln dürfen. Ich setze alles daran, meiner Tochter eine Ausbildung zu ermöglichen.» Auch für ihre eigene Zukunft hat die junge Mutter einige Pläne: «Ich möchte weiter dazu lernen und eine Rinderzucht starten, um ein Einkommen zu haben.»

Projektinhalt

Das Ziel des Projekts sind die Stärkung und Sicherheit der Frauen und Mädchen in der Dhobaura-Region. Sie erhalten einen besseren Zugang zu Bildung, Einkommen, Gesundheitsversorgung, sauberem Wasser und sanitären Anlagen. Frauen und Männer nehmen an Schulungen zu Menschenrechten teil und erfahren welche Kinder- und Frauenrechte bestehen. Der Einbezug der ganzen Familien ist ein wichtiger Bestandteil des Projekts. So wird die Bevölkerung gestärkt und motiviert, sich für eine gerechte Gesellschaft einzusetzen.

Die Ziele des Projektes werden durch folgende fünf Massnahmen erreicht:

  • Reduktion der geschlechtsspezifischen Gewalt

Männer und Frauen werden in Schulungen zu Frauen- und Kinderrechten sensibilisiert. Frauen erfahren, an welche Anlaufstellen sie sich bei Vorfällen und Bedürfnissen wenden können.

  • Stärkung der Finanzkompetenz von Frauen

Frauen werden in Geflügelzucht, Ziegenzucht, Gemüseanbau oder Schneiderhandwerk geschult. So werden sie fähig, ein eigenes Einkommen zu erzielen. Ausserdem werden sie Mitglieder von Spar- und Leihgruppen, wodurch sie Gespartes gezielt investieren können. Dies stärkt die Frauen langfristig, da sie in der Familie und der Gemeinschaft ein grösseres Mitspracherecht erhalten.

  • Verringerung der Diskriminierung bei Gesundheitspraktiken

Jungen und Mädchen sollen den gleichen Zugang zu Gesundheitsversorgung und Ernährung haben. Die Bevölkerung wird in Schulungen dafür sensibilisiert. Im Projekt werden die Frauen in Zusammenarbeit mit lokalen Gesundheitszentren während der Schwangerschaft und nach der Entbindung untersucht und betreut.  Familien werden bei der Installation von Latrinen und dem Zugang zu sauberem Trinkwasser unterstützt. Die Latrinen werden unmittelbar neben den Häusern erstellt, damit es zu weniger Übergriffen kommt.

  • Besserer Schutz von Kindern, insbesondere von Mädchen

Durch den Schulbesuch der Mädchen, Vermittlung von Lebenskompetenzen für Mädchen und junge Frauen und Schulungen zu Kinderrechten, werden Kinderehen reduziert. Eltern und Jungen lernen, Mädchen wertzuschätzen und zu unterstützen.

  • Politisches Engagement der Frauen auf lokaler und Subdistrikt-Ebene

Das Projekt schult und sensibilisiert Führungspersonen, damit sie die Bedürfnisse der Gemeinschaft wahrnehmen und in der Öffentlichkeit vertreten. Dadurch können auch Frauen ihre Anliegen gleichberechtigt auf politischer Ebene einbringen. Sie bauen gute Beziehungen zu den lokalen Behörden und Institution wie Schulen, Gesundheitseinrichtungen und Banken auf. Die Führungspersonen setzen sich für eine bessere Geschlechtergleichstellung ein.

Partnerorganisation

Die TearFund Partnerorganisation Sustainable Association for Taking Human Development Initiatives (Sathi) wurde 1993 mit der Vision gegründet, städtische Slumbewohner in der Verbesserung ihrer Lebensumstände zu unterstützen. Das Ziel von Sathi ist es, die benachteiligte Bevölkerung von Bangladesch zu stärken und deren Lebensbedingungen zu verbessern. TearFund Schweiz führte mit Sathi bereits ein erfolgreiches Projekt zur Dorfentwicklung durch. Aufgrund der ausgezeichneten Leistungen von Sathi und der guten Zusammenarbeit hat sich TearFund Schweiz für die Durchführung eines weiteren Projekts mit Sathi entschieden.

Projektgebiet

Das Projektgebiet, die Dhobaura-Region, liegt im Norden von Bangladesch an der Grenze zu Indien. Das Gebiet mit einer Fläche von 252 km² besteht aus 163 Dörfern und einer Gesamtbevölkerung von rund 196'300 Personen. Die Bevölkerung ist kulturell, ethnisch und religiös gemischt und vielfältig. Die Menschen in diesem Gebiet leben zu 84 % von der Landwirtschaft.

Die Alphabetisierungsrate ist mit 29,4 % sehr tief. Nur 18,9 % der Menschen im Projektgebiet haben Zugang zu Latrinen. Deshalb können sich Krankheiten leicht ausbreiten.

93,3 % der Bevölkerung trinkt Wasser aus Rohrbrunnen. Doch ein Viertel der Brunnen ist mit Arsen verseucht. Deshalb müssen die Frauen und Mädchen das Wasser aus Brunnen holen, die weiter entfernt sind. Dies ist eine Belastung und ein Sicherheitsrisiko. Vergewaltigungen sind häufig. In den Schulen fehlen geschlechtergetrennte Toiletten mit fliessendem Wasser. Deshalb gehen Mädchen während der Menstruation oft nicht zur Schule oder brechen die Schule sogar ab.

Das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern verhindert ein friedliches Zusammenleben und lähmt das wirtschaftliche und soziale Wachstum der Region. In der Gesellschaft mangelt es an Wissen über Frauen- und Kinderrechte sowie am Bewusstsein, dass die Förderung der Frauen einen positiven Effekt auf die gesamte Bevölkerung hat.

Das Projekt stärkt deshalb die Frauen und ihre Familien sozial, wirtschaftlich und politisch.

Bitte helfen Sie den Menschen in Bangladesch: Schon 40, 90 oder 150 Franken bewirken viel – herzlichen Dank!

Projekt-Übersicht

LandBangladesch
Gebiet

Dhobaura-Region

Schwerpunkt

Frauenförderung

Partner-
organisation

Sathi (Sustainable Association for Taking Human Development Initiatives)