Bildung für den Frieden: Eine grosse, lachende Kinderschar steht vor einem neu gebauten Schulhaus.
Südsudan

Bildung und Frieden

Der Südsudan belegt im Index der menschlichen Entwicklung den letzten Platz. Entwicklungs- organisationen schätzen, dass im Jahr 2023 etwa drei Viertel der südsudanesischen Bevölkerung Humanitäre Hilfe benötigt. Dürren, Fluten, die Folgen des Ukraine-Krieges und der Corona-Pandemie, dies alles hat den menschen in der Region zugesetzt. Preise für Lebensmittel sind stark angestiegen. Konflikten zwischen lokalen Bevölkerungsgruppen (Viehdiebstähle, Konflikte wegen Land und Wasser) führen jedes Jahr zum Tod mehrerer Hundert Menschen. Fast zwei Millionen Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht.

Schulen schaffen Zukunftsaussichten und Stabilität. Doch die Einschulungsrate im Südsudan gehört zu den tiefsten der Welt. UNICEF geht davon aus, dass fast 70 % der Kinder nicht zur Schule gehen und nur ein Bruchteil der Eingeschulten die Grundschule abschliesst. Bei Mädchen liegt dieser Anteil im einstelligen Prozentbereich. Viele Lehrperson haben selbst nur die Primarschule besucht und nur jede dritte Lehrperson ist ausgebildet.

Erlebt: Vom Vieh-Dieb zum Arzt

Abraham (19 J.) berichtet wie seine Hoffnungslosigkeit verschwand: «Früher war mein Leben alles andere als schön. Mein Alltag drehte sich um die Frage, wie beschaffe ich Essen für diesen Tag. Ich suchte Honig von Wildbienen oder versuchte Fische zu fangen. Zudem kümmerte ich mich um unsere Viehherde. Ich hatte keine Hoffnung auf eine bessere Zukunft und manchmal stahl ich auch das Vieh von anderen. Durch das Projekt von ACROSS hat sich mein Leben 2017 komplett verändert. Wir erhielten eine Startchance und Schritt für Schritt ging es meiner Familie besser. Ich durfte die ALP-Schule besuchen, d.h. in vier Jahren die Grundschule nachholen.

Ich habe nun Hoffnung auf eine gute Zukunft. Meine Vision: Ich möchte Arzt werden und hier in meinem Dorf den Menschen helfen. Ich sehe Bildung als meine beste Waffe im Kampf gegen Ignoranz und Krankheiten.

Dank der Unterstützung bin ich kein Vieh-Dieb mehr, sondern ein wichtiger Teil unserer Dorf-Gemeinschaft. Möge Gott TearFund und ACROSS segnen, damit sie weiterhin Bildung in Boma ermöglichen. Und möge meine Vision sich verwirklichen».

Projektinhalt

Die TearFund-Partnerorganisation ACROSS leistet einen unverzichtbaren Beitrag für den Aufbau des noch jungen Staates. ACROSS arbeitet mit den lokalen Behörden zusammen.

Ein Leitsatz von ACROSS lautet «Bildung für alle!». Noch sind gewaltsame Konflikte unter den ethnischen Gruppen in Boma trauriger Alltag. Dadurch werden auch die Bildungschancen immer wieder zerstört.

Das Projekt in Boma verfolgt das Ziel, durch Bildung und Friedensarbeit Strukturen für ein friedliches Zusammenleben aufzubauen. Kindern und Jugendliche, welchen aufgrund des anhaltenden Konflikts im Land der Schulbesuch verwehrt war, werden wieder in die Schule integriert und erhalten psychosoziale Unterstützung. Dies geschieht durch sogenannte beschleunigte Lernprogramme (Accelerated Learning Programme – ALP). Das ALP ist ein verkürztes Lernprogramm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ohne bisherige Schulbildung. Sie können in vier anstatt acht Jahren einen Schulabschluss erlangen. Die ALP Schulen sind die einzige Bildungsmöglichkeit in der ganzen Projektregion. Davon profitieren auch ehemalige Kindersoldaten.

Um Bildung und Frieden zu fördern, beinhaltet das Projekt unter anderem die folgenden zwei Komponenten und Massnahmen:

Bildungsförderung

  • Stärkung von zwei ALP-Schulen. Kinder (auch ehemalige Kindersoldaten), Jugendliche und Erwachsene ohne Schulbildung können in vier anstatt in acht Jahren den Schulabschluss erlangen.
  • Berufsbegleitende Aus- und Weiterbildungskurse für Lehrpersonen. Sie erwerben didaktische und pädagogische Fähigkeiten und werden für die psychosoziale Betreuung von Kindern mit Trauma geschult.
  • Schulung von «Schulmüttern»: Diese Mentorinnen fungieren als Vertrauens- und Bezugspersonen für die Mädchen und haben eine Vorbildfunktion. Sie tragen wesentlich zur Qualität des Schulunterrichts bei, dies führt auch zu einer höheren Einschreiberate – insbesondere von Mädchen.
  • Aufbau von Eltern-Lehrpersonen-Vereinigungen und Förderung von Mädchen durch Gründung von Girls Clubs.
  • Psychosoziale Unterstützung von Kindern und Jugendlichen sowie Durchführung von friedensfördernden Massnahmen in ALP-Schulen.

Friedensförderung

  • Schulung von 5 zivilen Friedenskomitees, die bei lokalen und bewaffneten Konflikten unter ethnischen Gruppen schlichten und der Bevölkerung zeigen, wie sie ein friedliches Zusammenleben gestalten können. Mithilfe von Friedensbotschaftern in den Dörfern sucht ACROSS neue Wege, um Frieden zu fördern und Konflikte gewaltfrei zu lösen.
  • Durchführung einer grossen Friedenskonferenz in Jebel Boma für über 400 Entscheidungstragende und Interessengruppen
  • Regelmässige Schulungen für die Zivilbevölkerung, lokale Entscheidungsträger und lokale Behörden. So können gemeinsam neue Lösungen für alte Konflikte gefunden und ein friedliches Zusammenleben gestaltet werden.
  • Aufbau von Friedens-Klubs in den ALP-Schulen und in den Dorfgemeinschaften. Mittels Diskussionsforen, Sport-Turnieren und Sensibilisierungsprogrammen in der Schule lernen Kinder und Jugendliche, wie Konflikte entstehen und friedlich lösbar sind.

Partnerorganisation

Die lokale TearFund Partnerorganisation ACROSS arbeitet bereits seit 1972 im Sudan bzw. seit 2011 im Südsudan. ACROSS ist ein wichtiger Akteur vor Ort und verfügt über grossen Rückhalt in der Bevölkerung, in den Kommunen sowie bei den lokalen Entscheidungsträgern und Regierungsvertretern.

ACROSS ist national sowie international gut vernetzt und setzt Projekte in der Humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit um, unter anderem in den Sektoren Bildung, Gesundheit, Landwirtschaft und kommunale Entwicklung. ACROSS hat für uns wichtige langjährige Kompetenz in der Friedensförderung sowie in der Schul- und Ausbildung von Lehrpersonen.

Projektgebiet

Jebel Boma ist ein sehr abgelegenes Gebiet nahe der äthiopischen Grenze. Die Zufahrtswege sind nur während der Trockenzeit für fünf Monate im Jahr passierbar. Boma gehört damit zu den am meisten vernachlässigten Regionen im Südsudan. Die Infrastruktur in der Region ist sehr bescheiden.

Drei ethnische Gruppen leben hier: Murle, Jie und Kachipo. Konflikte um Land, Wasser, Vieh und kulturelle Unterschiede, sowie ungelöste Spannungen aus Zeiten des Bürgerkrieges, enden leicht in Gewalttaten. Ein dringendes Anliegen der Bevölkerung sind der Wiederaufbau der Schulen und die Friedensarbeit.

Bitte helfen Sie den Menschen im Südsudan: Schon 40, 90 oder 150 Franken bewirken viel – herzlichen Dank!

Auf Bild klicken für das PDF:

Unser Charity-Partner im Südsudan Adonia Sportcamp

Projekt-Übersicht

LandSüdsudan
GebietGreater Pibor Administrative Area (Boma Region)

Schwer-
punkte

Lehrerbildung, Einschulung von Mädchen, Psychosoziale Unterstützung von Kindern, Friedensförderung

Partner-
organisation
ACROSS